Tutorial Sexualpädagogik
Prävention sexualisierter Gewalt und der Zusammenhang zur sexuellen Bildung.
Grundlagen - Worum geht es
...Weshalb sollten Sie sich mit sexualpädagogischen Themen beschäftigen, wenn Sie ein Kinderschutzkonzept erarbeiten?
- weil Sie über die psychosexuelle Entwicklung Bescheid wissen sollten,
- weil Sie sich in Ihrem Team über den professionellen Umgang mit kindlicher Sexualität - zB Schau- und Zeigelust, Körperspiele - austauschen sollten,
- damit der Umgang mit kindlicher Sexualität eine Verbindlichkeit statt Willkür erfährt,
- damit Sie kindliche sexuelle Neugier von sexuellen Übergriffen unter Kindern unterscheiden können und wissen, weshalb und wie Sie intervenieren: Rund 30% der erwachsenen Missbrauchstäter:innen wurden bereits sehr früh sexuell übergriffig (Jugend, Kindheit) und nicht gestoppt. Sie lernen sich das Muster durch sexuelle Handlungen Macht zu empfinden früh ein. Täter:innen-“Karrieren“ können hier ihren Ausgang nehmen,
- weil Kinder Fragen zum Thema Sexualität stellen, die Sie beantworten können sollten,
- weil Kinder, die sich in Missbrauchsdynamiken befinden, sich nur dann Ihnen anvertrauen werden, wenn Sie suggerieren, dass Sie diesbezügliche Fragen beantworten können,
- weil Sie sich im Team darüber einigen sollten, welche einvernehmlichen sexuellen Handlungen unter Jugendlichen, Erwachsenen, Schutzbefohlenen in Ihrer Organisation erlaubt sind und welche nicht,
- weil Sie sich mit der Tatsache auseinandersetzen sollten, dass diese bei einem eventuellen Verbot trotzdem geschehen können - mit dem Nachteil, dass man sich nach einem sexuellen Übergriff keine Hilfe holen kann, weil man ja etwas Verbotenes getan hat,
- weil sexuelle und geschlechtliche Vielfalt (LGBTI*) überall implizit oder explizit Thema ist und Sie dafür Sorge tragen, dass sich alle Menschen in Ihrer Organisation sicher und wohl fühlen,
- weil Pornografie den Alltag vieler Kinder und Jugendlicher prägt und man sie damit nicht alleine lassen sollte,
- weil sexualisierte Gewalt nicht einfach so „passiert“, sondern die Auswahl einer Organisation strategisch erfolgt: dort, wo nicht über Sexualität gesprochen werden darf oder wo es eine rigide Sexualaufklärung gibt oder wo die Generationengrenzen diesbezüglich nicht gewahrt werden, haben Menschen ein leichtes Spiel, Grenzen zu verschieben.
Umsetzung
...In welchen Bausteinen eines Schutzkonzeptes müssen wir Sexualpädagogik mitdenken?
- schon die Risikoanalyse muss diesbezügliche Fragen beinhalten, um es Menschen, die die eigenen (sexuellen) Bedürfnisse auf Kosten von Schwächeren befriedigen wollen, möglichst schwer zu machen
- die Bestandsaufnahme zeigt, ob es schon Konzepte zB zum Umgang mit kindlicher Sexualität gibt
- im Personalmanagement: Mitarbeitende brauchen sexualpädagogische Weiterbildungen, um professionell im Alltag reagieren zu können. -> siehe Checkliste
- die emotionale und sexuelle Bildung ist ein wesentlicher Baustein in der Primärprävention
- im Verhaltenskodex müssen „heikle“ Situationen und der professionelle Umgang damit benannt werden
- in den konkreten Maßnahmen, die Sie zB innerhalb eines Jahres für Ihr Team, die Kinder/Jugendlichen, die Eltern diesbezüglich anbieten
Wie und wo können Sie das lernen?
Die wenigsten Menschen haben selbst eine so gute "Aufklärung" genossen, dass sie sagen könnten:
"Genauso mache ich das mit den Kindern, mit denen ich arbeite/lebe".
Aber: Man kann das lernen. Und es macht noch dazu Spaß und Freude, lässt Individuen und Teams eigene diesbezügliche Werte reflektieren und man einigt sich auf Standards.
Diese sind in Österreich staatlich vorgegeben.
Lassen Sie sich von Sexualpädagog:innen helfen und schulen. Damit das Thema Sexualität in Ihrem Team keiner Willkür unterliegt, sondern Klarheit und Verbindlichkeit erfährt.
Zu Ihrer Sicherheit und der der Kinder.
Die Inhalte auf dieser Seite wurden erstellt von der Fachstelle Selbstbewusst und dem Verein Hazissa.
Checklisten, Formulare und Beispiele
... Der Umgang mit kindlicher Sexualität ist verschriftlicht, ein sexualpädagogisches Konzept ist vorhanden